Therapeutische Beziehungen
Als mich eine Kollegin fragte, was in meiner Arbeit wesentlich sei, erzählte ich ihr von der Bedeutung der therapeutischen Beziehung. „Aber das ist doch klar“, antwortete sie mir, „freundlich sind wir zu unseren Klienten auch, aber was machst Du eigentlich?“ Sie konnte sich nicht vorstellen, dass die Beziehung das Eigentliche ist und sich aus der Konzentration darauf alle wichtigen Fragen von selbst beantworten.
Welche Art von Diagnostik betrieben wird, welche Rolle Therapieziele spielen, welchen Stellenwert therapeutische Methoden und Techniken haben – all das hat unmittelbare Auswirkungen auf die therapeutische Beziehung und somit auf die daran beteiligten Personen, unabhängig davon, ob ihnen dies bewusst ist oder nicht. Ob eine Vorgehensweise hilfreich ist, entscheidet sich zu allererst daran, ob sie die Entwicklung der Beziehung fördert: Was passiert mit dem Gespür für Würde, wenn ein Mensch klassifiziert wird? Wie offen bin ich für die Wahrnehmung der Gegenwart, wenn ich mich auf ein Ziel fixiere? Wie verhalten sich „Behandlung“ und „Begegnung“ zueinander? Was muss ich tun oder lassen, um innerlich lebendig zu bleiben, wenn ich mit einer depressiven Weltsicht konfrontiert bin? Wie bleibe ich für Menschen mit schweren Problemen erreichbar, ohne mich davon überwältigen zu lassen?
Wenn ich nicht genau auf all diese Aspekte achte, ist es mit meiner Freundlichkeit schneller vorbei als mir lieb ist, und was bleibt, ist bestenfalls eine aus einem moralischen Anspruch heraus entstehende freundliche Maske, die niemandem hilft und mir selbst schadet: die berüchtigte déformation professionnelle in therapeutischen Berufen.
Die Thematik der therapeutischen (oder pädagogischen) Beziehungen ist in all meinen Fortbildungsseminaren zentral. Es wird praktisch gezeigt, wie so gestaltet werden können, dass sie heilsam werden und bleiben, von Anfang an und auch unter schwierigen Umständen. Es besteht die Möglichkeit, Erfahrungen aus der eigenen Praxis zur Supervision einzubringen sowie selbst unter Live-Supervision in der Gruppe zu arbeiten. Mein theoretischer Bezugsrahmen ist dabei wesentlich die Gestalttherapie, deren Menschenbild konkret und anschaulich vermittelt wird. Die Seminare sind aber ebenso für Praktizierende anderer Therapieformen geeignet.